Erste Erfolge mit der KI
Für die neue Herbol-Malerkollektion, eine Arbeitskleidung, die individuell für eine Malermarke designt wurde, kam bei CWS Workwear erstmals Künstliche Intelligenz im Designprozess zum Einsatz. Designerin Carola Braun berichtet von ihren Erfahrungen und was sie überzeugt, wo sie Stärken und wo noch Herausforderungen im Umgang mit der KI sieht.
Wofür wurde KI genau eingesetzt und wie?
Ich habe KI benutzt um meine Entwurfsskizzen zu visualisieren, um sie dem Kunden realitätstreu zu präsentieren. Eine 2D-Skizze, wie ich sie sonst erstelle, ist für jemanden, der nicht vom Fach ist nicht so einfach verständlich. Ich habe nun eine Bildgenerierende KI genutzt, in die ich Skizzen hochgeladen und dann mit einem Prompt so beschrieben, dass Material, Silhouette und Details wie Verschlüsse oder Kragenlösung möglichst realistisch wiedergegeben werden.
Wie war die Herangehensweise der Kollektionsgestaltung?
Wir haben im Team erst die Funktionen der Kleidung in den Vordergrund gestellt, unsere konkreten Anforderungen an Arbeitskleidung. Dann haben wir die bisherige Kollektion dieser Marke analysiert: Was kam gut an, was soll verändert bzw. optimiert oder neu gestaltet werden. Dann wurden die neue Kollektion, der Umfang und die Stücke definiert. Es sollte alles stylischer und moderner werden. Dafür habe ich Moodboards erstellt, auf denen verschiedene Stilrichtungen und angesagte Looks gezeigt werden, die sich mit funktionaler Kleidung kombinieren lassen. Zudem haben wir Workshops mit unserem Partner Herbol sowie mit der Zielgruppe Maler veranstaltet. Ich habe dann verschiedene Designs pro Teil entworfen und mit der KI konnten wir uns gut auf den jeweiligen Look einigen.
Haben sich Prozesse dadurch beschleunigt?
Auf jeden Fall. Die Kollektion konnte anhand der Visualisierung freigegeben wurden und wir mussten nicht zahlreiche Bemusterungen beauftragen und Freigaberunden durchlaufen. Stattdessen gab es eine Bemusterung, die auch sofort gepasst hat.
Was hat dich überrascht, im guten oder schlechten Kontext?
Mich hat positiv überrascht, wie realitätsnah verschiedene Textilien dargestellt werden können, z.B. Piqué oder Sweatmaterial. Negativ war, dass Nähte an Stellen platziert wurden, an denen sie keinen Sinn machen oder Details so dargestellt wurden, sodass sie in einer industriellen Produktion nicht umsetzbar wären.
Was würdest du bei einer nächsten Kollektion wieder so machen, was nicht?
Ich habe unterschätzt, wie sehr schon kleine Wortänderungen das KI-Ergebnis verändern können. Beim nächsten Mal würde ich noch bewusster mit Begriffen und Stilreferenzen arbeiten.
Es gibt immer Kritik oder Befürchtungen, das KI Arbeitsplätze überflüssig macht. Wie schätzt du das für das Entwerfen von Arbeitskleidung ein?
Ich sehe es eher als Chance, als ein Tool, dass unsere Arbeit vereinfacht und erleichtert. Arbeitskleidung ist ein sehr komplexes Feld, man arbeitet sehr viel mit Haptik, insbesondere mit Stoffen und wir müssen immer den Tragekomfort einschätzen. Dies kann nach meinem Ermessen nicht so einfach von einer KI übernommen werden. Für uns sind im Tagesgeschäft insbesondere individuelle Kundenpräsentationen bzw. Visualisierungen von Kleidung und passenden Kollektionen sehr aufwändig. Hier erhoffe ich mir künftig aber eine schnelle Entlastung durch Künstliche Intelligenz.

